Smart Toys – Spielspaß mit Risiko?

Spielzeug, das „smart“ und mit dem Internet verbunden ist, liegt im Trend. Die Faszination, die Smart Toys auf Kinder ausüben, ist verständlich. Das vermeintlich harmlos aussehende Spielzeug kann jedoch gerade durch seine Vernetzung Risiken für Kinder im Jugend- und Datenschutz sowie der Datensicherheit mit sich bringen. 

Was sind Smart Toys?

Ob sprechende Puppe, programmierbarer Roboter oder App-gesteuerter Rennwagen - bei Smart Toys (also „intelligenten“ Spielzeugen) handelt es sich um Spielzeug, das mithilfe von Informationstechniken erweitert ist. Die meisten Smart Toys sind mit Sensoren ausgestattet, wie z.B. einer Kamera oder Bewegungssensoren, oder besitzen eine Künstliche Intelligenz (KI). Im Gegensatz zu traditionellen Spielzeugen reagieren Smart Toys auf ihre Umwelt, können mit Kindern interagieren und sind teilweise in der Lage, durch die Reaktionen der Kinder zu lernen. Einige der Spielzeuge sind über Bluetooth mit einer zugehörigen App gekoppelt oder direkt über WLAN mit dem Internet verbunden.

Maßnahmen und Hilfe

Mögliche Risiken

Kontakt zu Fremden und problematische Inhalte

Vor allem, wenn es sich um sprechende Kuscheltiere handelt, zu dem Kinder Vertrauen entwickelt: Über ungesicherte (Bluetooth-)Verbindungen können sich schlimmstenfalls Fremde Zugriff verschaffen, ggf. sogar Kontakt mit dem Kind aufnehmen. So könnten sich Fremde das Vertrauen der Kinder erschleichen, die Wohnung ausspionieren oder schlimmstenfalls gar eine Bedrohung für das Kind selbst darstellen. Auch eine unverschlüsselte Übertragung von Standortdaten kann aus diesem Grund problematisch sein.

Hinzu kommt: Wenn die automatisierte Spracherkennung oder die App auf Informationen aus dem Internet zurückgreift, können Kinder mit für sie ungeeigneten oder gar entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten konfrontiert werden.

Zugehörige Apps können Werbe- oder Kostenfalle sein

Viele vernetzte Spielzeuge sind über eine App direkt mit dem Internet verbunden. Auch wenn das Spielzeug an sich bereits gekauft wurde, können innerhalb der App weitere Kosten in Form von In-App-Käufen hinzukommen. Das ist beim Kauf des Smart Toys nicht immer ersichtlich. Auch Werbung des Anbieters für weitere Produkte ist möglich. Kaufaufforderungen und aggressive Werbung wecken bei Kindern Begehrlichkeiten und können sie zum Kauf verleiten.  

Kinder müssen erst lernen, Werbung als solche zu erkennen und deren Absicht zu verstehen. Der Druck, zusätzlich Geld ausgeben zu können, überfordert Kinder oftmals. Aufgrund ihrer Unerfahrenheit sind Kinder besonders schützenswert.

Preisgabe und Abgriff persönlicher Kinderdaten

Für die Nutzung der Spielzeuge werden zum Teil sehr persönliche Angaben verlangt: Beispielsweise lassen sich Fotos hochladen, Adressen eingegeben oder es werden Gespräche aufgezeichnet. Auch Daten von unbeteiligten Dritten können auf diese Weise betroffen sein, indem sie gefilmt oder ihre Stimme aufgenommen wird, ohne dass sie davon wissen.  

Von Kindern und Eltern unbemerkt können persönliche Daten direkt oder über die Nutzung einer App gesammelt und an den Hersteller übertragen werden. In einer Untersuchung 2017 fand die Stiftung Warentest heraus, dass 3 der 7 getesteten Smart Toys personenbezogene Daten an Werbefirmen weitergaben1. Mittels der gesammelten Informationen könnte ein Persönlichkeitsprofil des Kindes erstellt werden, das dann an Dritte weitergegeben und z.B. für Werbung benutzt werden kann.  

Kindern fehlt häufig das Bewusstsein dafür, dass ihr Spielzeug Daten sammeln kann, weil es ihnen häufig an technischem Verständnis mangelt. Stattdessen betrachten sie das vernetzte Kuscheltier als Freund und vertrauen ihm Intimes an. 

Datensicherheit ist nicht immer gewährleistet

Selbst, wenn die sensiblen Kinderdaten nicht an Dritte weitergeben werden: Die Daten können bei mangelnden Sicherheitsvorkehrungen seitens des Anbieters schnell in falsche Hände geraten. Identitätsdiebstahl ist die mögliche Folge. Gerade bei Kindern, die sich inmitten eines Prozesses der Identitätsentwicklung befinden, kann das Sicherheitsempfinden dadurch in dramatischem Maß gestört werden.

Tipps für den Umgang mit Smart Toys

Vor dem Kauf

  •   Für die erste Orientierung: Verfolgen Sie Berichterstattung, Bewertungen anderer oder Preise wie den TOMMI Kindersoftwarepreis!
  •   Für welches Alter ist das Spielzeug? Weil auch für das Spielzeug eine gewisse Medienkompetenz und Wissen über die Risiken notwendig ist, empfiehlt die Initiative Schau Hin! eine Nutzung von Smart Toys erst ab einem Alter von ca. 10 Jahren.
  •   Wichtige Anhaltspunkte liefern häufig die Informationen auf der Packung des Spielzeugs oder der Website des Herstellers: Werden Erwachsene eingebunden? Was verspricht der Anbieter zur Absicherung?
  •   Gibt es eine zugehörige App? Diese lässt sich auch im Vorfeld ohne das Spielzeug installieren und testen. Wichtig hierbei zu checken: Welche Berechtigungen verlangt die App? Enthält sie In-App-Käufe oder Werbung?
  •   Werden persönliche Daten erfasst, ist es wichtig, die Datenschutzerklärung zu lesen: Wie geht der Hersteller mit den Daten um? Wo stehen die Server – in Deutschland, in Europa oder im außereuropäischen Ausland? Haben Dritte Zugriff auf die Daten oder werden diese weitergegeben?
  •   Welche möglicherweise kritischen Sensoren (z.B. Kamera, Mikrofon) benutzt das Spielzeug? Wofür werden diese benötigt? Wird der Standort abgefragt?

Nach dem Kauf 

  •   Probieren Sie das Spielzeug zunächst selbst aus und begleiten Sie Ihr Kind bei der Nutzung!
  •   Es ist wichtig, über mögliche Risiken zu sprechen.  
  •   Gemeinsame Regeln, wie das Spielzeug genutzt werden darf, helfen beim richtigen Umgang mit Smart Toys. Auch für Eltern gilt: Vorbild sein und keine Daten des Kindes leichtfertig preisgeben. Pädagogische Fachkräfte sollten zusätzlich die Eltern einbeziehen. Ein Mediennutzungsvertrag kann helfen z.B. unter mediennutzungsvertrag.de
  •  Spielzeuge und mobile Geräte möglichst sicher einstellen: Eine Anleitung zur Sicherung mobiler Geräte findet sich unter klick-tipps.net/sicherheit oder unter medien-kindersicher.de. Kopplungskennwörter für Spielzeug und Apps, die sich ändern lassen, sollten auch individualisiert werden.
  •   Welche Berechtigungen verlangt die App? Prüfen Sie, welche Berechtigungen Sie ggf. in den Einstellungen des mobilen Geräts ohne Einschränkungen entziehen lassen.
  •   Für das Spielen benötigte Funktionen an mobilen Geräten wie z.B. Bluetooth, aber auch das Spielzeug selbst, sollten nach Gebrauch wieder ausgeschaltet werden. Falls möglich, verwenden Sie den Offline-Modus.
  •   Nutzen Sie das Spielzeuge nicht als Überwachungstool für Kinder und achten Sie seine Privatsphäre.

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